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Warum eine Weltreise kein Urlaub ist

Oft wurden wir für unsere Reise belächelt oder gar beneidet. Ein Jahr Urlaub – wie schön. Wenn wir sagen, dass wir keinen Urlaub, sondern eine Langzeitreise gemacht haben verstehen viele den Unterschied nicht. Wir nehmen es keinem übel, wollen aber die verschiedenen Aspekte einer Reise und eines Urlaubs heute einmal gegenüberstellen.

Was bedeutet für uns Urlaub?

Wikipedia sagt dazu: „Urlaub ist bei einem Arbeitsverhältnis der Zeitraum, in dem arbeitsfähige Arbeitnehmer, Beamte oder Soldaten meist unter Fortzahlung des Arbeitsentgelts von der Arbeitspflicht zur Erbringung von Arbeitsleistungen befreit sind.“

Arbeitnehmer die 40 Jahre arbeiten haben in dieser Zeit 1410 Tage frei – dies entspricht knapp 3,5 Jahren Urlaub.

Das klingt doch toll. Du hast also 30 Tage im Jahr „frei“ (wenn du überhaupt so viele Urlaubstage hast) und bekommst während dieser Zeit auch noch Geld. Besser geht’s doch nicht, oder? Das Ziel dieses Urlaubs ist es Energie zu tanken um wieder frischen Mutes und voller Elan zurück an den Schreibtisch oder ans Fließband zu kommen. Für die meisten Urlauber beutet dies sieben Tage in einer All-inklusive Anlage zu verbringen und vielleicht ein paar Ausflüge ins Umland mitzumachen. Die 30 Tage Urlaub im Jahr lassen sich die Deutschen übrigens jedes Jahr 70 Milliarden Euro kosten (im Schnitt 1080,- Euro pro Woche und Person).

Wer keine Lust hat sich mit Details lange selbst zu beschäftigen, geht in ein Reisebüro oder bucht ein Komplett-Paket im Netz. Oft ist jede Kleinigkeit des Urlaubs dann schon bekannt und auf die Minute genau durchgetaktet. Hotel, Mietwagen, Visum, Ausflüge, Restaurant-Tipps und natürlich der Pickup vom Flughafen stehen fein säuberlich aufgereiht untereinander. Planmäßige Erholung auf Rezept und damit kaum Platz für Überraschungen – es sei denn die Airline streikt oder es regnet vielleicht doch mehr als im Reiseführer beschrieben. Dann wird sich sofort im Forum für Mitleidende beschwert – Bett zu hart, Bett zu weich, Strand zu weit, oder nicht weiß genug, Vögel zu laut, Affen überall.

Die Sonnenseite des Lebens

Während eines Urlaubs sieht man meist die idyllische und schöne Seite eines Landes. Der Pool ist sauber, das Essen gut und reichhaltig. Die Kultur wird einem mundgerecht serviert und per Audioführer ins Hirn gespült. Man kommt kaum in Kontakt mit den Bewohnern des Landes und verbringt die Abende bei einem schönen Glas Wein im Restaurant des Hotels. Der Gast bekommt immer ein Lächeln geschenkt und es wird ihm jeder Wunsch von den Lippen abgelesen. Zu Hause angekommen erzählt er dann wie schön es doch in TakaTuka-Land war und was für leckere südafrikanische Weine es dort gibt. Kein Wort darüber wo die Hotelangestellten schlafen oder wie der Rest der Bevölkerung lebt.

Jeder der uns auf unseren langen „URLAUB“ anspricht erzeugt in uns genau dieses Bild eines Urlaubers – gleichzeitig würden aber wohl die wenigsten mit der Realität tauschen wollen wenn seine zwei Urlaubswochen so aussehen würden wie unser Jahr.

Was bedeutet Reisen?

Reisende buchen One-Way-Tickets und planen so gut wie nichts vor. Ohne zu wissen, wo sie die nächste Woche schlafen werden oder was als nächstes passiert – keiner holt sie ab oder zeigt ihnen das Land hinter einer Glasscheibe in einer Art Instand-Version. Man ist als Reisender dem Land und den Leuten näher, da man sich viel öfter mit anderen Gegebenheiten konfrontiert sieht. Wo fährt der rote Bus nach Anuradhapura und muss ich in Embilipitya umsteigen? Die Toiletten auf Bus-Stationen in Sri Lanka z. B. sind nochmal eine Herausforderung was die Optik und Geruchs-Welt angeht. Der VIP-Van der Hotelgäste würde mit Sicherheit nicht hier halten.

Jeden Tag beschäftigt man sich mit ganz alltäglichen Problemen, wo schlafe ich morgen? Welches Visum brauche ich und herrscht aktuell Regenzeit oder politische Unruhe im Land. Wo gibt es was zu essen und wie komme ich von hier nach da? Da Reisende meist mit einem fixen Budget unterwegs sind, achten sie auf jede Ausgabe ganz genau und versuchen so oft es geht mit dem auszukommen was auch die Einheimischen nutzen. So landet man oft in Bussen und Zügen und isst in Garküchen oder kleinen Warungs am Straßenrand.

Es kann auch vorkommen, dass man mal keine Unterkunft hat, oder aus der aktuellen früher raus muss als gedacht. Zack ist man obdachlos und muss sich schnell was einfallen lassen. Dies kann schon mal nervig sein. Und wenn die einzige Rettung dann ein dunkles, stinkendes Bambus-Loch ist, dann kann die Stimmung schon mal tief fliegen. Da hat’s der Urlauber leichter. Alles ist geregelt. Anstrengend sind vor allem Entscheidungen wie: Soll ich lieber ein gutes Buch lesen oder eine Runde Golf spielen? Essen im Hotel oder im Restaurant gegenüber.

Ein Reisender muss diese Fragen jeden Tag neu definieren und erstmal die Orte finden an denen diese Frage beantwortet wird, da sich die Umgebung viel häufiger ändert. Sie sprechen untereinander nicht über die schönsten Hotels, den leckersten Wein oder den tollsten Platz im Flugzeug – sie tauschen sich über Erlebnisse, Abenteuer und Erfahrungen oder Begegnungen aus. Sie geben sich Tipps wo es wenige Touristen und schöne Orte gibt. Wie man mit einem Boot statt einem Bus vorwärts kommt und wo es sich lohnt länger zu bleiben oder wie sich ihr Leben mit der Reise verändert hat. Jeden Tag haben sie die Gelegenheit sich neuen Herausforderungen zu stellen und neue Fähigkeiten zu erlangen.

Reisende haben weniger Gepäck

Langzeitreisende sieht man oft nur mit Handgepäck in denen sie ihre Klamotten zu Würstchen zusammenrollen und wenn man sie fragt was das Wichtigste ist, dann sagen sie: Reisepass, Kreditkarte, und Handy. Alles was sie dabei haben passt in ihren Rucksack muss immer überall hin getragen und relativ häufig gewaschen werden. Auch dabei lernt man immer wieder neue Menschen und Preisgefüge kennen. So kostet ein Kilo Wäsche in Laos z. B. einen Euro, während in Dubai pro Stück der gleiche Preis fällig wird. Hart gesottene Backpacker waschen dann auch gern mal im Waschbecken selbst.

Was würde ein Urlauber wohl auf die Frage antworten was wichtig ist? Warum brauchen sie für eine Woche Urlaub zwei riesige Rollkoffer?

Als Urlauber hat man keine Zeit

Dein Urlaub dauert 14 Tage und du willst in dieser Zeit natürlich so viel wie möglich sehen. Also buchst du als Urlauber den schnellsten Weg. Ob die „Alles-einmal-sehen-Tour“ dann 10 Euro mehr oder weniger kostet ist dir egal. Bezahlt wird was angeboten wird. Nachteil, du teilst dir dieses Erlebnis mit 20 anderen „Gleichgesinnten“. An den Sehenswürdigkeiten angekommen stellst du fest, dass noch 10 weitere Busse die gleiche Route hatten und der Ort nun völlig überfüllt ist. Nach 10 Minuten Pause und Zeit für ein Foto, geht es zum nächsten Stopp. Kultur im Schnelldurchgang und immer in Gesellschaft. Du hast kaum Zeit dich mit einheimischen Menschen zu unterhalten oder dich tiefer mit deren Leben auseinanderzusetzen und siehst das Land durch die Augen deines Reiseführers.

Wenn du als Urlauber einmal das Gefühl eines Reisenden erleben möchtest, dann pack dir einen kleinen Rucksack, gib deine Wohnungsschlüssel Freunden oder Eltern und geh raus auf die Straße, ohne Plan. Was würdest du als Erstes tun? Wo würde deine Reise hingehen. Vergiss dabei dein Tagesbudget nicht – 30 Euro pro Tag für Transport, Essen und Schlafen müssen reichen. Fühlt sich das für dich immer noch wie Urlaub an?

An eine Reise hat man keine geringere Erwartung, als dass sie das Leben verändern soll – unter einem Monat braucht ihr euch gar nicht erst auf den Weg machen, denn dann seid ihr gerade erst mal angekommen. Das Gefühl länger nicht nach Hause zu können stellt sich erst nach circa einem Monat ein. Schnell werden die Orte, an denen ihr länger bleibt eure neue Heimat und das Gefühl für die eigenen Bedürfnisse ändert sich. Nach noch längerer Zeit wird daraus eine innere Zufriedenheit, die dich Dinge später anders sehen lässt.

Die Gedanken bei der Rückkehr

Urlauber: Endlich wieder im eigenen Bett schlafen, schade das der Urlaub vorbei ist, aber nächstes Jahr fliegen wir dann mal nach XYZ und machen alles anders. Ohje, morgen muss ich wieder arbeiten. Da beginnt der Alltag schneller als die Arbeit.

Reisender: Nichts hat sich verändert, die Umgebung ist die gleiche wie bei meiner Abreise, die Zeit scheint hier stehen geblieben zu sein. Wann kann ich wieder los und meine Reise fortsetzen. Die Welt ist viel schöner und die Menschen viel netter als man denkt.

In der Regel sind Menschen, die in ihrem Leben viel gereist sind deutlich ausgeglichener und ruhiger, da sie gelernt haben auch mit schwierigen Situationen umzugehen. Hinzukommt sicherlich noch die Tatsache, dass eine Reise Dir auch die Augen für die Probleme anderer Menschen und Kulturen öffnet, was es einfacher macht das persönliche Schicksal einzuordnen und deutlich gelassener mit Problemen umzugehen.

Fazit für Urlauber

Die meisten Menschen sind Urlauber, was auch gar nicht so schlimm ist. Viele können sich keine längere Auszeit leisten oder haben Angst vor diesem Schritt. Das Urlauber Leben ist sehr durchgeplant. Am besten schon am Jahresanfang werden die Urlaubstage beim Chef eingereicht und die Planung beginnt.

Fazit für Reisende

Viele würden vielleicht sagen, dass wir „Egoisten“ sind. Und damit haben sie recht. Reisende denken viel über das eigene Leben nach. Sie wollen für sich Leben und nicht für andere, treffen alle Entscheidungen für sich selber und übernehmen die Verantwortung für ihr eigenes Handeln. Sie geben Geld nur dann aus, wenn es Sinn ergibt und tun alles, um glücklich zu sein. Zeit ist knapp, Geld gibt es überall auf der Welt zu verdienen. Sie wissen, wie wenig es braucht um glücklich zu sein, und saugen jedes Erlebnis in sich auf. Sie lieben den Kontakt mit fremden Kulturen und die Gespräche mit Einheimischen. Luxus ist ihnen nicht fremd aber unwichtig.

Wer bist du? Ein Urlauber oder ein Reisender? Uns würden deine Gedanken zu diesem Thema interessieren. Was bedeutet Reisen für dich?

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