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Camping in Deutschland: Zwischen Gartenzwerg und Ruhezeit.

Zelten auf einem Camping-Platz – 2020 steht Camping bei den Deutschen ganz oben auf der Urlaubsliste – egal ob im ausgebauten Camper-Van oder im günstigen Zelt, campen boomt.

Aber wie läuft sowas ab und was erlebt man dabei? Genau dieser Frage wollten wir einmal auf den Grund gehen und haben uns ins Abenteuer Camping gestürzt. Ohne jegliche Vorkenntnisse und Plan – also genauso, wie wir all unsere bisherigen Reisen angegangen sind.

Das Ganze wurde von einem Kamera-Team von Kabel Eins für die Sendung „Yes, we camp!“ begleitet. Wie wir uns dabei angestellt haben, und was drumherum noch passiert ist, erzählen wir dir in diesem Beitrag. Die Sendung selbst ist sehr witzig geworden und vielleicht schaust du ja mal rein.

Ach, wie schön, Camping!

Die Vulkan-Eifel in Nordrhein-Westfalen war unser Ziel. Der Campingplatz Hetzingen liegt in Nideggen-Brück an der Rur, ist die Heimat vieler Dauercamper, und sollte für drei Tage nun auch unsere neue Heimat sein. Mit unseren Rucksäcken ausgestattet, sind wir mit dem Zug in Hamburg gestartet, um über Köln nach Nideggen-Brück zu kommen. Dort haben wir uns dann zu Fuß auf den Weg gemacht, den Zeltplatz zu erobern. Wir lernten unsere TV-Begleiter kennen und besprachen ein paar Details. Und da wir selbst ohne jegliche Ausrüstung angerückt sind, bekamen wir noch Tisch, Campingstuhl, Isomatten und natürlich Zelt in die Hand gedrückt.

Bepackt wie die Esel liefen wir vom Bahnhof zum Platz. Vor Ort und nach einer kurzen Anmeldung fanden wir uns auf einem harten Stellplatz für Campingwagen wieder. Zuvor haben wir aber noch eine Ehrenrunde über den Platz gedreht, um auch wirklich allen Dauercampern hier einen schönen Tag zu wünschen.

In Wahrheit haben wir uns ein klein wenig verlaufen und das trotz gut gemeinter Skizze des Platzes. Geht ja schon mal gut los, aber es sollte noch besser werden.

Zeltplätze müssen verdichtet sein…

… dachte ich noch so bei mir, als ich den ersten dünnen Hering in den Beton-ähnlichen Untergrund zu drücken versuchte. Keine Chance hier mit purer Muskelkraft auch nur irgendwas zu bewegen. Es fühlte sich an, als würde man versuchen auf einem ganz normalem Parkplatz campen zu wollen.

Zum Glück wird auf dem Campingplatz die Hilfsbereitschaft aber extrem großgeschrieben und unser Nachbar reichte mir einen Hammer, einen Gummihammer, um genau zu sein. Mit diesem wollte ich dem Hering etwas mehr Nachdruck verleihen. Dass wir das Zelt erstmal völlig falsch aufbauten, ist wohl auch klar, oder? Wir verwechselten das Innen- mit dem Außenzelt und so bauten wir das Zelt quasi rückwärts auf. Ein tolles Bild für unser Kamerateam. So stellt man sich Camping-Noobs vor.

Doch irgendwann standen unsere 4 zarten Wände in der Landschaft, zwischen all den Campingwagen um uns herum. Wir gewöhnten uns schnell an diese neue Umgebung und die damit verbundenen Einschränkungen. Dies sind wir bereits von unseren Reisen durch Asien gewöhnt und auch so ein deutscher Campingplatz kann uns eigentlich nicht schocken. Oder doch?

Kochen auf Sparflamme

Nächste Aufgabe: KOCHEN! Unsere Küche bestand aus einer Gas-Kartusche und einem dazu passenden Brenner-Aufsatz. Zum Glück hatten wir ein Feuerzeug dabei, um das Ganze zu entfachen. Der kleine Taschen-Flammenwerfer sollte unsere einzige Möglichkeit sein, uns hier draußen in der „Wildnis“ mit heißem Kaffee und leckerem Essen versorgen zu können. Gut es gibt natürlich auch noch ein Restaurant, aber hey, das ist für Leute die noch nie eine Bear-Grills Sendung oder 7 vs. Wild gesehen haben. Wir sind hier schließlich beim Camping und nicht beim 5-Sterne All-inklusive Büfett!

Ein wackeliger Topf und etwas Wasser aus dem Wasserhahn neben uns wurden geschickt kombiniert mit Tortellini und einer Dose Tomaten-Pampe – beides hatten wir bereits im Gepäck, um wenigstens nicht am ersten Tag direkt einkaufen gehen zu müssen.

Nach dem Essen wird das bisschen Besteck samt Geschirr dann ans Ende des Platzes getragen, um es dort wieder reinzuwaschen. Dieses Spektakel fand nun also dreimal am Tag statt. Und nicht nur wir tingelnden mit unserem Abwasch über die Grasbewachsene Spießigkeit, NEIN, auch andere trugen körbeweise Schmutziges zu einem Gebäude, dass ich fälschlicherweise immer wieder als „Sanitätshaus“ bezeichnete.

Gemeint war aber natürlich das „Sanitärgebäude“, in dem jegliche Art von häuslichem Leben stattfindet – inklusive Entleerung der Pippi-Kacka-Boxen den große Campingwagen nun mal mit sich führen. Am Ende des Wochenendes konnte man morgens einen regelrechten Ansturm auf diese Einrichtung beobachten. Eine Schlange mit Leuten, die diese Boxen in der Hand hielten und nur darauf warteten, diese endlich auszuleeren.

Die erste Nacht im Zelt

Wir legten uns auf unsere „Selbst aufblasenden“ Isomatten, die wir selbst aufblasen mussten, weil die Technik nicht so wollte, wie der Werbeaufdruck versprach, und verwandelten uns zu Schmetterlings-Raupen in unseren Schlafsäcken. Eigentlich gar nicht so schlecht, warm und windgeschützt lagen wir so zwischen den anderen Campern, die in ihren Wagen schallisoliert, aber für uns hörbar auf ihren dicken Matratzen schnarchten.

Wir hörten wirklich jedes Geräusch, egal ob es von der Natur oder dem Nachbarn ausgestoßen wurde. Und ja, wir hörten so ziemlich alles, was du dir jetzt gerade vorstellst. Zeltwände sind nun mal leider bekannt dafür, sehr dünn zu sein.

Später kroch dann noch der Nebel ins Tal und wir wurden wie frisches Gemüse schockgefrostet. Mütze auf, Pulli an und wer sagt eigentlich, dass man 8 Stunden Schlaf braucht, wenn auch 3 reichen? Der Sonnenaufgang war daher nicht nur wunderschön, sondern auch irgendwie unsere Erlösung. Für die nächste Nacht waren wir aber vorbereitet. Kissen, dickere Klamotten und wir konnten perfekt schlafen. Versucht gar nicht erst auf euren Pullis zu schlafen, das wird nix.

Camping ist Freiheit

Diesen Satz hörten wir immer wieder von den Campern, die hier dauerhaft lebten, oder mit ihren Wohnboxen von Platz zu Platz zogen. Für uns fühlte sich die Freiheit allerdings überhaupt nicht so an. Es war laut, man sah und hörte, was der Nachbar tat, man regte sich über zu hohe, niedrige, oder krumme Hecken auf, und auch sonst hatte diese Art der Freiheit sehr viel von einer deutschen Kleingartensiedlung.

Dauercamper hatten ihre Gartenzwerge aufgestellt, die Wohnmobilisten schauten Fußball, tranken ihr Bier und spielten Kniffel. Von hier weg wollte eigentlich keiner.

Einige bewegten sich innerhalb eines Tages nicht einen Zentimeter aus ihren Campingstühlen. Sicher, so muss Freiheit aussehen – zumindest in den Köpfen derer, die hier eingesperrt sind. Denn die genormte Freiheit des Campingplatzes sieht vor, dass zu Ruhezeiten die Schranken unten sind und kein Fahrzeug den Platz verlassen oder befahren darf. Wer dieses Zeitfenster der Freiheit verpennt, hat eben Pech gehabt und muss bleiben… So!

Viele hätte dies aber sowieso nicht gestört, denn wie schon gesagt waren sie eins mit ihrem Campingstuhl und sahen vielleicht noch die „wunderschöne Burg“, die man von hier unten aus immer wieder bestaunt hat – zumindest als Neuankömmling. Sonst bewegte sich nicht viel.

Das Duschmarken-Game

Duschen auf dem Campingplatz – Easy! Du tauschst einen Euro gegen eine dünne Blechmarke und wirfst diese in einen Schlitzi-Kasten, der ab jetzt rückwärts zählt. Beim ersten Mal hast du vielleicht vergessen dich vorher auszuziehen und noch bevor du nass wirst ist der Timer des Dusch-Kontrolleurs auch schon abgelaufen. Tja, Pech gehabt, du Anfänger – beim nächsten Mal machst du es hoffentlich besser. Dieses Game wird dich in den Wahnsinn treiben.

Diese Maschinen hat der Teufel erfunden und er guckt jedem dabei zu, wie er an ihnen versagt. Konsequent! Tipp: Wirf direkt 2 Münzen ein, du Geizkragen!

Hilfsbereitschaft

Wie schon gesagt, wird diese auf dem Camping-Platz extrem großgeschrieben. Als Neulinge auf diesem Stück Erde hat man uns zwar auch gern mal aus der Ferne zugeschaut und darüber gelacht, wie dumm wir uns immer wieder vor der Kamera angestellt haben. Aber fragte man nach Hilfe, standen alle sofort mit Rat und Hammer neben einem um anzupacken oder auszuhelfen.

Als in der zweiten Nacht ein heftiges Gewitter über den Platz zog, durften wir im Wohnwagen bei zwei Dauercampern übernachten, die selbst in einer Art Camping-Haus wohnten und das schon seit 16 Jahren. Super nette Menschen, die das Herz am rechten Fleck haben und uns ohne zu Zögern ihren Wohnwagen anboten. Danke dafür!

Unser Ausbruchsversuch

Wir wollten uns die Umgebung etwas näher anschauen und waren mutiger Weise sogar außerhalb des Campingplatzes unterwegs – ohne das Kamerateam, was wir etwas schade fanden, denn so haben die Jungs und Mädels verpasst, wie wir eigentlich Urlaub machen. Nämlich weit weg von unserer Unterkunft, draußen in der Natur – und gern auch mal 20 km zu Fuß zurücklegend.

Die Region ist wirklich schön und für Wanderer ein Paradies. Jede Menge Wanderwege kreuzen durch die Wälder, vorbei an alten Burgen, die Rur immer im Blick.

Burg Nideggen

Kaum ein Weg führt daran, vorbei, auf diese Burg zu klettern. Vom Campingplatz ist man ca. 40 Minuten hierher unterwegs. Verlaufen erwünscht! Die kleinen Wege bieten immer wieder einen Blick auf das Tal und die umliegenden Hügel. Ein schöner Anblick, der sich lohnt, wenn man mal etwas anderes sehen möchte. Die Burg selbst ist weniger spektakulär, es ist eben eine Burg wie viele andere auch.

Von hier oben haben wir auch die Ausmaße des Campingplatzes sehen können. Eine Stadt aus Wohnmobilen, die dicht an dicht stehen, um ihre Freiheit zu genießen. Schön! Mitten durch dieses Idyll, fährt alle 20 Minuten die Ruhrtalbahn. TUUUUTTT! Einen Wecker braucht hier niemand.

In Heimbach gibts ein Kloster

Ein Tipp von einem Dauercamper – dem wir natürlich nachgehen wollten. Also führte uns unser nächster Ausflug mit dem Zug von Nideggen nach Heimbach, um von da aus das Kloster zu sehen, das dort oben in den Bergen auf sein hungrigen Gäste warten soll. Eine der besten Erbsensuppen überhaupt (weltweit quasi) soll es hier geben. Angeblich von Nonnen ausgeschenkt. Ob das wirklich so ist? Wir werden sehen.

In Heimbach angekommen, kannst du wieder an der Rur entlang laufen und stößt irgendwann auf einen See und der Rurtalsperre. Der Aufstieg zum Kloster hätte von hier noch 2 Stunden gedauert und da das Restaurant vorher schließen sollte, beschlossen wir den Bus zu nehmen. FOR FREE, weil Corona dies das.

Kloster Mariawald und die Erbsensuppe

Wir wurden als einzige Businsassen oben am Kloster abgesetzt und standen direkt vor den Toren von Mariawald. Natürlich freuten wir uns auf die legendäre Erbsensuppe und die Nonnen oder Mönche, die diese verteilen sollten.

Es stellte sich schnell raus, dass die Nonnen nicht zu sehen sind und der Einschenkvorgang durch qualifiziertes Fachpersonal polnischer Herkunft durchgeführt wird. 7 Euro für eine Suppe mit Wurst fanden wir zwar sportlich, aber was solls. Hauptsache satt. Tipp: Eine dieser Suppen reicht für 2 Leute – wenn nicht sogar mehr.

Normalerweise gibt es auch Führungen durch das Kloster, aber wenn ich schreibe NORMALERWEISE, könnt ihr euch den Rest sicher denken. Heute leider nicht!

Der Rückweg führte uns durch den Nationalpark der Eifel – vorbei an Burg Hengebach, welche man auch besichtigen kann, zurück zu unserem Platz des guten Geschmacks und der guten Laune.

Schlaf doch mal im Fass

Wer weder Wohnmobil noch Zelt sein Eigen nennen kann, der darf hier auf dem Campingplatz Hetzingen auch einfach mal im Fass schlafen. Eine tolle Alternative für alle, die das Campen mal testen, möchten aber sich noch nicht so richtig ans Zelt trauen. Diese Plätze liegen direkt am Wasser und mitten im Grünen. Wirklich eine tolle Idee.

Im Fluss baden Kinder in einem alten Bombenkrater, der nun als Pool dient. Das Rauschen des Flusses sorgt sicher für einen schnellen Schlaf und beruhigt jeden noch so gestressten Büroarbeiter. Hier mehr Infos dazu.

Unsere Packliste fürs campen

Sollten dich unsere Camping-Erfahrungen nicht abgeschreckt haben, dann sind hier noch ein paar nützliche Dinge, die du für dein erstes Mal sicher gut gebrauchen kannst.

Camping unser Fazit

Für uns war das Campen in der Eifel ein kleines Mikroabenteuer mit vielen lustigen und skurrilen Begegnungen. Würden wir nochmal Zelten? Sicher, aber nicht auf einem deutschen Campingplatz – Schweden, Schottland oder als Teil einer Van-Reise abseits von Regeln und Stellplätzen wäre eher unser Ding.

Dennoch waren die 3 Tage auf dem Platz eine lustige Erfahrung, die unser Leben auch wieder ein Stück bunter gemacht hat. Wie das Ganze dann im Fernsehen ausgesehen hat, seht ihr ab dem 09.08.2020 – 2015 bei Kabel Eins „yes we camp“ – denkt daran, Entertainment ist nicht unbedingt die Realität.

Viel Spaß beim campen!

Santa und Daniel

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